Langsamer, weniger technisch - Wissenschaft widerlegt die Vorurteile des Frauenfußballs
Lina Soffner
02.August 2023
Frauen haben in der Welt des Sports immer noch mit Vorurteilen und Stereotypen zu kämpfen. Unabhängig davon, ob man die Einnahmen, die Investitionen oder die Berichterstattung betrachtet, schneidet Männersport überwiegend besser ab als Frauensport. Viele gehen davon aus, dass absolute Unterschiede in der Qualität der sportlichen Leistung die treibende Kraft für diese Ungleichheiten sind.
Frauenfußball wird als qualitativ schlechter angesehen
Besonders im Fußball wurden Frauen lange Zeit als weniger talentiert und weniger qualifiziert wahrgenommen als ihre männlichen Kollegen. Das galt auch damals, als die deutschen Fußballspielerinnen 1989 erstmals die Europameisterschaft gewannen und vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Kaffeeservice als Prämie erhielten. Frauen galten damals als Amateurinnen und durften keine finanziellen Siegprämien bekommen.
Studie zeigt den Einfluss von Geschlechtervorurteilen im Fußball
Doch das weit verbreitete Vorurteil, Frauenfußball sei qualitativ schlechter als Männerfußball, wurde nun von Wissenschaftler:innen in einer Studie widerlegt, die zum Start der Frauen-Weltmeisterschaft 2023 veröffentlicht wurde. Forscher:innen der Universitäten aus der Schweiz (Zürich), Norwegen (Stavanger) und den USA (Cedar City) untersuchten dabei den Einfluss von Geschlechterstereotypen im Fußball.
Die 613 Teilnehmenden der Studie sahen sich Highlight-Videos von weiblichen und männlichen Profis des Spitzenfußballs an - Tore, die bei Weltmeisterschaften oder Champions-League-Spielen erzielt wurden. Im Anschluss bewerteten die Studienteilnehmenden diese Videos hinsichtlich ihrer Qualität. In der Kontrollgruppe bewerteten die Teilnehmenden unveränderte Videos, in denen das Geschlecht der Fußballspieler:innen klar zu erkennen ist. In der Behandlungsgruppe bewerteten die Studienteilnehmenden dieselben Videos, wobei das Geschlecht durch Unschärfe unkenntlich wurde.
Die Wahrnehmung der Qualität des Fußballs basiert auf Geschlechterklischees
Das Ergebnis: Die Teilnehmenden bewerteten die Videos von Männern höher - aber nur, wenn sie wissen, dass es sich dabei um Männer handelt. Wenn das Geschlecht unkenntlich gemacht wurde, nahmen die Proband:innen keine Unterschiede in der Qualität zwischen weiblichen und männlichen Fußballer:innen wahr. Die Existenz von Stereotypen sollte uns darauf aufmerksam machen, dass Informationen über das Geschlecht die wahrgenommene Qualität beeinflussen können.
Das bedeutet, dass Männerfußball meist nur als attraktiver beurteilt wird, weil vorher bekannt ist, dass männliche Profis Fußball spielen. Demzufolge beruht die verbreitete Annahme, dass Frauenfußball weniger attraktiv ist und deshalb schlechter bezahlt wird, also nur auf Geschlechterklischees - und gar nicht auf mangelnder Qualität.
Zeit für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Sport
Es ist an der Zeit, die Fortschritte im Frauenfußball anzuerkennen und für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Sport einzutreten. Das gilt auch für das Thema Equal Pay. Zur WM 2023 wird den DFB Spielerinnen keine zusätzliche Prämie, wie den Männern, bezahlt. Die DFB-Spielerinnen haben bewiesen, dass sie mit ihrer Leidenschaft, Hingabe und ihrem Talent genauso bemerkenswerte sportliche Leistungen erbringen, wie ihre männlichen Kollegen. Auch der Fanzuwachs in den letzten Jahren, untermauert durch Zuschauerrekorde im TV zur EM 2022, bestätigt die wachsende Begeisterung für den Frauenfußball.
Deutschland bewirbt sich zusammen mit Belgien und den Niederlanden um die Austragung der Weltmeisterschaft 2027. Fifa-Präsident Infantino wünscht sich bis dahin, dass die Frauen die gleichen Prämien erhalten wie die Männer 2026. Hoffentlich sind dies nicht nur leere Worte. Geschlechtergerechtigkeit im Sport ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um eine gleichberechtigte und inklusive Sportwelt für alle zu schaffen.
📸 Steffen Prößdorf
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