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Warum Frauen im Sport häufiger Opfer von Gewalt werden - und was man dagegen tun kann

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Lina Soffner

03.Mai 2023

Sportlerin ist traurig

Frauen und Mädchen im Sport sind öfter von Gewalt betroffen als Männer. Gewalterfahrungen im organisierten Sport sind keine Einzelfälle, sondern ein strukturelles Problem. Dies ist eins der zentralen Erkenntnisse des Abschlussberichts der bundesweit bislang größten Breitensport-Studie „SicherimSport“ (2022), an der mehr als 4.000 Vereinsmitglieder teilgenommen haben. 70 Prozent der Befragten gaben an, in ihrem Leben bereits irgendeine Form von Gewalt im Vereinssport erlebt zu haben. Hierbei wird zwischen psychischer Gewalt, körperlicher Gewalt, sexualisierter Gewalt ohne Körperkontakt, sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt oder Vernachlässigung unterschieden. Psychische Gewalt ist die verbreiteste Form von Gewalt, welche 63 Prozent der Teilnehmenden erfahren haben. Frauen sind über alle Formen hinweg deutlich häufiger von Gewalt betroffen als Männer. 

Die Gründe, warum Frauen und Mädchen im Sport öfter Gewalt erfahren, sind vielfältig.

Geschlechtsspezifische Macht- und Rollenverteilung

In den meisten Sportvereinen besteht immer noch eine ungleiche Macht- und Ressourcenverteilung zwischen Männern und Frauen. Männer übernehmen oft Führungspositionen und Trainingsfunktionen, während Frauen in untergeordneten Rollen zu finden sind. Diese Machtungleichheit kann dazu führen, dass Frauen und Mädchen in Abhängigkeitsverhältnissen zu männlichen Trainern oder Autoritätspersonen stehen, was das Gewaltrisiko steigert. 

Sexuelle Objektivierung und Diskriminierung

Ein weiterer Grund ist die verbreitete sexuelle Objektivierung und Diskriminierung von Frauen und Mädchen im Sport. Sportlerinnen werden häufiger auf ihr Aussehen, ihr Geschlecht oder ihre körperliche Leistungsfähigkeit reduziert und werden als sexualisierte Wesen oder Objekte betrachtet. Dieses Mindset und Verhaltensweisen führen dazu, dass Frauen und Mädchen öfter Opfer von sexuellen Übergriffen und Gewalt werden. 

Geschlechterrollen und Geschlechterstereotype

Geschlechterrollen und Stereotypen können zu Gewalt führen, indem sie bestimmte Verhaltensweisen und Erwartungen in Bezug auf das Verhalten von Männern und Frauen fördern, die letztendlich Gewalt rechtfertigen oder sogar unterstützen können. Darüber hinaus können Stereotypen und Rollenerwartungen dazu führen, dass Frauen und Mädchen als schwächer und hilfloser wahrgenommen werden, was sie zu leichteren Zielen für Gewalt macht. Männer und Jungen können auch unter Druck gesetzt werden, ihre Überlegenheit und Dominanz gegenüber Frauen und Mädchen zu demonstrieren, was ebenfalls zu Gewalt führen kann.

Wie kann Gewalt im Sport verhindert werden?

Es ist wichtig, dass Sportvereine und die allgemeine Sportgemeinschaft ein Bewusstsein für diese Problematik entwickeln. Es muss aktiv daran gearbeitet werden, um Respekt und Geschlechtergerechtigkeit im Sport zu fördern und Gewalt und Diskriminierung zu verhindern. Daher sind verschiedene Maßnahmen und Präventionsstrategien erforderlich. Hier sind sechs Beispiele: 

1. Leitlinien und Schutzkonzepte

Sportvereine sollten konkrete Schutzkonzepte und Verhaltensrichtlinien zum Umgang mit Gewalt entwickeln. Zum Beispiel Hilfestellungen zum Umgang mit Verdachtsfällen, eine Meldeadresse für Betroffene und Informationen zur Prävention von Gewalt. 

2. Sensibilisierung und Schulung

Alle Mitglieder des Sportvereins inklusive Trainer:innen und Funktionär:innen sollten für das Thema Gewalt sensibilisiert und aufgeklärt werden. Sinnvoll sind beispielsweise Schulungen und Trainings im Bereich Prävention und Umgang mit Gewalt. Diese sollten regelmäßig stattfinden.

3. Ansprechperson

In allen Sportvereinen sollte es mindestens eine geschulte Ansprechperson geben, an die sich von Gewalt Betroffene wenden können. Es ist wichtig, dass diese Person vertraulich und unabhängig ist, um Betroffenen in ihrer Situation zu helfen. Zudem sollten Sportvereine sicherstellen, dass Betroffene von Gewalt Unterstützung und Hilfe bekommen. Dies umfasst Zugang zu professioneller Beratung und therapeutischer Unterstützung. 

4. Transparenz und Offenheit

Jeder Sportverein sollte transparent und offen mit dem Thema Gewalt umgehen. Dies umfasst, dass Infos zu Schutzkonzepten und Verhaltensrichtlinien für alle Vereinsmitglieder frei zugänglich sind. 

5. Diversität

Sportvereine sollten sicherstellen, dass der Vorstand und Führungspositionen divers besetzt sind. Der Trainerstab sollte ebenfalls aus unterschiedlichen Geschlechtern bestehen, um Abhängigkeiten von männlichen Trainern zu verringern und Vertrauenspersonen für Frauen und Mädchen zu stellen. Dies fördert Vielfalt und vermeidet Diskriminierung und Gewalt. 

6. Kulturwandel

Um Gewalt im Sport nachhaltig zu reduzieren und letztendlich zu verhindern, ist ein Kulturwandel nötig. Die Kultur des Sports sollte von Werten wie Respekt, Wertschätzung und Gleichberechtigung für alle Teilnehmenden geprägt sein. Diese Werte sollten in Leitlinien verankert werden. 

Sportvereine liefern somit einen wichtigen Beitrag, um Gewalt im Sport zu verhindern. Eine konsequente und nachhaltige Umsetzung dieser Maßnahmen kann dazu beitragen, das Gewaltrisiko zu senken und ein sicheres und respektvolles Umfeld für alle Teilnehmenden zu schaffen.

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